Viele Pflanzenliebhaber stellen sich die Frage, ob ihre grünen Schützlinge rund um die Uhr Licht benötigen. Besonders in den dunklen Wintermonaten ist die Versuchung groß, die Pflanzenlampe auch nachts eingeschaltet zu lassen. Doch was für uns Menschen logisch erscheinen mag, entspricht nicht den natürlichen Bedürfnissen der Pflanzenwelt. In diesem Artikel erfahren Sie, warum die nächtliche Dunkelphase für Ihre Pflanzen lebenswichtig ist und wie Sie eine optimale Beleuchtung sicherstellen.

Der natürliche Rhythmus der Pflanzen
Genau wie Menschen haben Pflanzen einen biologischen Rhythmus, der sich über Millionen von Jahren in Anpassung an Tag und Nacht entwickelt hat. Wissenschaftler bezeichnen diesen als circadianen Rhythmus – einen inneren Zeitgeber, der zentrale Stoffwechselprozesse steuert. Nach Erkenntnissen des Botanischen Instituts am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) nutzen Pflanzen die Dunkelphase für entscheidende physiologische Prozesse, die bei Dauerlicht gestört werden.
Während des Tages findet die Photosynthese statt – jener Prozess, bei dem Pflanzen mithilfe von Lichtenergie aus Kohlendioxid und Wasser Glucose und Sauerstoff produzieren. In der Nacht hingegen tritt die Pflanze in eine andere, ebenso wichtige Phase ein: den Pflanzenstoffwechsel während der Dunkelphase.
Was passiert, wenn Pflanzen nachts keinen Lichtmangel haben?
Viele Hobbygärtner beobachten bei ihren Pflanzen Wachstumsstörungen oder Blühprobleme, ohne die Ursache zu kennen. In vielen Fällen kann eine zu lange Belichtungsdauer schuld sein. Wird eine Pflanze dauerhaft beleuchtet, kann dies zu Stress und geschwächtem Wachstum führen. Experten vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) warnen: Künstliche Dauerbeleuchtung beeinträchtigt nicht nur Ihre Zimmerpflanzen, sondern kann im Außenbereich auch das Ökosystem stören, indem natürliche Rhythmen von Insekten und anderen Tieren durcheinandergebracht werden.
Die Probleme, die durch fehlende Dunkelheit entstehen können, lassen sich in der folgenden Tabelle zusammenfassen:
Problem | Ursache | Auswirkung |
---|---|---|
Photorespiration | Übermäßiger Lichtstress | Verringertes Wachstum durch Energieverlust |
Gestörte Blütenbildung | Fehlen der Dunkelphase bei Kurztagspflanzen | Ausbleibende oder verzögerte Blüte |
Hormonelles Ungleichgewicht | Störung der inneren Uhr | Abnormales Wachstum, Stressanfälligkeit |
Ressourcenverschwendung | Andauernder Energieverbrauch ohne Ruhephase | Frühzeitige Alterung der Pflanze |
Die nächtlichen Prozesse in Pflanzen
Während wir schlafen, sind unsere grünen Mitbewohner keineswegs inaktiv. Die Dunkelphase ist eine Zeit intensiver metabolischer Aktivität, in der wichtige Abläufe stattfinden:
- Zellteilung und Wachstum: Bei vielen Pflanzenarten findet die Zellteilung hauptsächlich nachts statt. Ein kontrollierter Lichtmangel ist daher erwünscht und fördert das gesunde Wachstum.
- Atmung und Energieverwertung: Während der Nacht atmen Pflanzen und verarbeiten die tagsüber durch Photosynthese gewonnene Energie.
- Phytohormonregulation: Die Produktion und das Gleichgewicht von Wachstumshormonen wie Auxin werden durch den Tag-Nacht-Rhythmus reguliert.
- Blühinduktion: Besonders bei Kurztagspflanzen ist eine ausreichend lange Dunkelphase entscheidend für die Blütenbildung.
Photoperiodismus: Die Bedeutung der Tageslänge
Pflanzen lassen sich basierend auf ihre Lichtbedürfnisse in verschiedene Kategorien einteilen. Besonders wichtig ist dabei der Photoperiodismus – die Reaktion auf die Länge von Licht- und Dunkelphasen. Die richtige Balance zwischen beiden Phasen bestimmt maßgeblich Blütezeit und Fruchtbildung.
Wussten Sie?
Schon eine kurze Lichtunterbrechung während der Nacht kann bei Kurztagspflanzen wie Weihnachtssternen oder Chrysanthemen die Blütenbildung komplett verhindern. Deshalb sollten Sie Ihre Weihnachtssterne im Herbst an einem Ort platzieren, der nachts vollständig dunkel bleibt.
Pflanzentyp | Beispiele | Optimale Dunkelphase |
---|---|---|
Kurztagspflanzen | Weihnachtsstern, Chrysantheme, Erdbeere | Mindestens 12-14 Stunden |
Langtagspflanzen | Spinat, Radieschen, viele Getreidearten | 8-10 Stunden |
Tagsneutrale Pflanzen | Tomate, Gurke, Rose | Flexibel, mind. 6 Stunden |
Sukkulenten | Kakteen, Aloe Vera | 10-14 Stunden |

Die richtige Beleuchtung für Ihre Pflanzen
Für ein optimales Wachstum Ihrer Pflanzen ist nicht nur wichtig, wann Sie beleuchten, sondern auch wie. Moderne LED-Vollspektrum-Pflanzenlampen bieten ein ausgewogenes Lichtspektrum, das dem natürlichen Sonnenlicht nahekommt. Dennoch sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Richten Sie sich nach den spezifischen Lichtbedürfnissen Ihrer Pflanzenarten
- Berücksichtigen Sie die Jahreszeit und passen Sie die Beleuchtungsdauer entsprechend an
- Verwenden Sie Timer, um einen regelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus zu gewährleisten
- Achten Sie auf den Stromverbrauch Ihrer Pflanzenlampen
Fazit: Die Nachtruhe respektieren
Pflanzen brauchen nachts kein Licht – im Gegenteil, sie benötigen die Dunkelheit für einen gesunden Lebenszyklus. Die nächtliche Ruhephase ist kein Zeichen von Inaktivität, sondern eine Zeit essentieller metabolischer Prozesse. Respektieren Sie den natürlichen Rhythmus Ihrer Pflanzen und Sie werden mit kräftigem Wachstum und üppiger Blüte belohnt.
Bei der Verwendung von Pflanzenlampen gilt daher: Setzen Sie auf Qualität statt Quantität und priorisieren Sie einen gesunden Wechsel zwischen Licht- und Dunkelphasen. Ihre Pflanzen – und Ihre Stromrechnung – werden es Ihnen danken!
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